Qualitätsmanagement klingt für viele nach einer verstaubten Disziplin aus Zeiten von dicken Handbüchern und langwierigen Prüfprozessen. Papierstapel. Managementhandbücher. Richtlinien und Normbefriedigung.
Doch es steckt wesentlich mehr dahinter, als es zunächst den Anschein hat. Denn modernes Qualitätsmanagement hat ein riesiges Potenzial, das vielen verborgen bleibt: Die Digitalisierung des Shopfloors. Dabei geht es nicht nur um das bloße Sammeln von Daten, sondern um die gezielte Generierung von Wissen, um Prozesse zu optimieren und so Zeit und Geld zu sparen.
Der Shopfloor als Herzstück der Datengenerierung
Wenn wir über Digitalisierung sprechen, denken viele sofort an digitale Produktionsanlagen, Cloud-Computing oder smarte Maschinen. Doch nirgendwo funktioniert die Datengenerierung so gut und effektiv wie auf dem Shopfloor – dem Ort, an dem produziert, montiert und gefertigt wird. Hier laufen alle Fäden zusammen, hier entstehen die Produkte, und hier zeigen sich Qualitätsabweichungen zuerst. Und: es ist der optimale Startpunkt, da Unternehmen ansonsten Gefahr laufen den 5. Schritt vor dem ersten zu gehen.
Eine Schlüsselrolle spielt dabei die statistische Prozesskontrolle, kurz SPC (Statistical Process Control). Diese Methode, die auf statistischen Analysen basiert, ermöglicht es, Produktionsprozesse in Echtzeit zu überwachen und bei Abweichungen sofort einzugreifen. SPC ist ein bewährtes Werkzeug im Qualitätsmanagement, doch in Verbindung mit digitalen Technologien wird es zu dem Tool in der Fertigung.
Vom Datensammeln zum Informationsgewinn
Traditionell wird Qualitätsmanagement oft als eine Art „Feuerwehr“ verstanden: Es greift ein, wenn ein Fehler auftritt, und sorgt dafür, dass er behoben wird. Mit einem digitalen Shopfloor-Management ändert sich dieser Ansatz grundlegend. Hier geht es nicht nur darum, Probleme zu lösen, sondern sie im Idealfall gar nicht erst entstehen zu lassen.
Die Daten, die auf dem Shopfloor generiert werden, sind eine wahre Goldgrube. Durch die Automatisierung der Datenerfassung und die digitale Visualisierung können Unternehmen nicht nur schneller reagieren, sondern proaktiv Verbesserungen vornehmen. Ein browserbasiertes, erweiterbares Dashboard etwa ermöglicht es, aktuelle Produktionsdaten in Echtzeit zu analysieren und die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen. Anstatt täglich mehrere Stunden mit der manuellen Pflege von Shopfloor-Boards zu verbringen, wie es in vielen Unternehmen noch der Fall ist, kann durch die Digitalisierung ein enormes Potenzial freigesetzt werden.
Wissen nutzen, Prozesse optimieren
Der eigentliche Mehrwert entsteht durch die richtige Nutzung der Daten (sofern wir keinen Datenmüll produzieren, wie wir im Bereich des „Datenqualitätsdilemmas“ erörtert haben). Diese können – sinnvoll aufbereitet – eine detaillierte Einsicht in die Produktionsprozesse geben. Beispielsweise lassen sich durch die Verknüpfung von Prozess- und Qualitätsdaten Fehlerquellen schneller identifizieren und eliminieren. Zudem können Auswertungen automatisiert und in Meetings genutzt werden, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen.
Gerade in heterogenen Maschinenparks, in denen Maschinen unterschiedlicher Baujahre und Hersteller im Einsatz sind, eröffnet die Digitalisierung des Shopfloors die Möglichkeit, alle Maschinen über ein einheitliches System zu verknüpfen. So können Zustände von Maschinen transparent abgebildet und Qualitätsprozesse effizient gesteuert werden. Auch der Einsatz eines Track&Trace-Prozesses für jedes Produkt stellt sicher, dass die Qualität und der Produktionsverlauf jederzeit nachvollziehbar sind.
Der digitale Shopfloor: Zukunft des Qualitätsmanagements
Die Digitalisierung des Shopfloors ist kein kurzfristiger Trend, sondern die Zukunft des Qualitätsmanagements. Durch die effektive Datennutzung und Automatisierung lassen sich nicht nur Produktionsprozesse optimieren, sondern es werden auch Ressourcen gespart und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig gesichert. Daher ist es Zeit, den veralteten Blick auf das Qualitätsmanagement abzulegen und das riesige Potenzial zu erkennen, das in der Digitalisierung liegt.